Türen und Fenster in der Gebäudeautomation – GEZE Experte Jürgen Keller im Gespräch

Die zunehmende Urbanisierung und die Notwendigkeit Ressourcen zu schonen, erfordern intelligent vernetzte Gebäude. Vernetzungslösungen, mit smarter Software und zertifizierter BACnet-Kommunikationsschnittstelle, sorgen für ein effizientes Gebäudemanagement im Smart Building und eröffnen Systemintegratoren neue Möglichkeiten. Im Interview erläutert Jürgen Keller, Product Manager Integrated Solutions, die Vorteile der Gebäudeautomation, was es zu beachten gilt und wie GEZE die Herausforderungen löst.

Jürgen Keller und Christoph Keller erklären myGEZE Control

Jürgen Keller und Christoph Keller von GEZE erklären die modulare Connectivity-Plattform myGEZE Control. © GEZE GmbH

Herr Keller, warum sollten Ihrer Meinung nach die Integration von Türen in der Gebäudeautomation einen stärkeren Fokus erhalten?

Jürgen Keller: Türen, Fenster und Gebäude werden immer komplexer und die Anforderungen daran nehmen enorm zu. So haben wir es heute nicht mehr nur mit klassischen Bürogebäuden und einem einzelnen Mieter zu tun, sondern mit Gebäudekomplexen, zu denen möglicherweise noch eine öffentlich zugängliche Cafeteria, ein Hotel und mehrere Untermieter gehören. Dadurch ergeben sich spezielle Wünsche und Anforderungen an Türen, die Themen wie Sicherheit des Gebäudes und energetische Optimierung des Gebäudebetriebs stärker in den Fokus rücken. Aber auch Komfort spielt eine Rolle. Der Gedanke des Homeoffice hat die Gebäude leerer gemacht, die Firmen mieten kleinere Einheiten und wollen dafür mehr Komfort haben – zum Beispiel kontaktloses Begehen aufgrund von Übertragungsmöglichkeiten durch Bakterien und Viren. Das zeigt, dass ein komfortabler Zutritt zu Gebäuden mithilfe automatischer Türen zunehmend geschätzt und erwartet wird.

Wie kann die Sicherheit eines Gebäudes durch die Integration von Türen und Fenstern in der Gebäudeautomation erhöht werden? 

Jürgen Keller: Das Thema Sicherheit spielt in der Gebäudeautomation eine wichtige Rolle. Dabei geht es um eine zentrale Stelle, an der sich, vernetzt über das gesamte Gebäude, der aktuelle Zustand der Außenhaut überwachen und kontrollieren sowie gezielt aus der Ferne steuern lässt. Genau das wird mit unseren Gebäudeautomationssystemen wie myGEZE Control gewährleistet: Türen werden automatisch bedient und überwacht, sodass zeitaufwändige Kontrollgänge entfallen. Ebenso ist die gezielte Freigabe von Fluchtwegen oder den intelligenten Rauch- und Wärme-Abzug aus der Ferne möglich.

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Unsere Gebäudeautomationssysteme sorgen für eine gezielte Steuerung und Überwachung von Türen und Fenstern.

Jürgen Keller, Product Manager Integrated Solutions

Was sind konkrete Beispiele?

Jürgen Keller: Das übergeordnete Thema lautet „Optimierung von Asset Management hinsichtlich Betriebsablauf und Personal“, sprich der klassische Company-Gedanke einer Pforte mit Schranke, die nur autorisierten Personen Zutritt gewährt, ist nicht mehr aktuell. Heutzutage gibt es in erster Linie Gebäude, bei denen eine Mix-Nutzung vorliegt. Jeder Mieter – in der Regel mehrere – hat verschiedene Anforderungen, bedingt durch seine Versicherung. Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Ein Gebäude wird für die Nutzung als Bank geplant. Der Campus hat demnach vorne eine Pforte und Kameras für die Außensicherung. Jahre später zieht die Bank dann aus dem Gebäude aus. Stattdessen zieht unter anderem ein Restaurant ein. Durch so eine Veränderung der Gebäudenutzung müssen auch die Ansprüche an die Gebäudesicherheit angepasst werden.

Bei der GEZE Gebäudetechnik geht es also um mehr als nur um Alarmsysteme?

Jürgen Keller: Es geht um Monitoring und Controlling, nicht aber um einfache Zutrittskontrollsysteme, die durch Pin-Eingabe die Türen öffnen. Unsere Gebäudeautomationssysteme sorgen für eine gezielte Steuerung und Überwachung von Türen und Fenstern. Darüber hinaus lesen sie auch Gebäudedaten aus. Störungen und Ausfälle bei Türanlagen werden zuverlässig gemeldet und schnell an die Servicetechniker weitergeleitet. So können für die Gebäudesicherheit und den Betrieb relevante Fehlfunktionen frühzeitig abgestellt, gewartet oder repariert werden. Gleichzeitig fördert das die Langlebigkeit des Produkts und den damit verbundenen Nachhaltigkeitsaspekt.

Welche weiteren Aspekte eines Gebäudes können verbessert werden?

Jürgen Keller: Mit dem neuen Gebäudeautomationssystem myGEZE Control wird auch die Energieeffizienz gesteigert. Die Fassade kann beispielsweise über Sensoren für Wärme, Wind oder Lichteinstrahlung auf sich verändernde Außen- oder Rahmenbedingungen reagieren und automatisch eine Verschattung ausfahren oder Fenster abhängig von der Außentemperatur selbständig öffnen und schließen. Die automatische Fenstersteuerung ermöglicht eine natürliche Nachtauskühlung, sodass schon zu Beginn des Tages ein gutes Raumklima geschaffen wird. Im Vergleich zu einer Klimaanlage ist das eine kostensparende und energieeffiziente Methode. Damit leistet die Lösung auch einen Beitrag für nachhaltige und lebenswerte Gebäude von morgen.

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Die Vernetzung von Fenster und Türen in die Gebäudeautomation ist oft kompliziert? Wie löst myGEZE Control diese Herausforderung?

Jürgen Keller: Die Herausforderung in der Gebäudeautomation besteht darin, alle Komponenten in eine systemübergreifende Gebäudeleittechnik zu integrieren. Dazu gehören Türen und Fenster ebenso wie Heizung, Klima und Beleuchtung. myGEZE Control integriert Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik in die verschiedensten Bereiche eines Gebäudemanagements. Dazu nutzt das System den offenen Kommunikationsstandard BACnet, der eine nahtlose Integration und Interoperabilität innerhalb eines Gebäudeautomationssystems ermöglicht. Auf diese Weise können Automationskomponenten verschiedener Hersteller gewerkeübergreifend miteinander Informationen austauschen. Das macht die modulare Plattform auch für Systemintegratoren höchst interessant. Die für die Einbindung in das Gebäudeleitsystem notwendigen Daten stellen wir den Systemintegratoren optimal strukturiert und in den benötigten Formaten zur Verfügung. Im Alltag erleichtert das alle Prozesse und Abläufe, die zu einem modernen Gebäudemanagement gehören: Wo sind Systeme noch nicht verschlossen, wo ist die Beleuchtung noch eingeschaltet? Des Weiteren lässt sich über die zentrale Steuerung per Tablet mit einem Klick ein Szenario auslösen, wodurch das Gebäude in einen gesicherten Nachtmodus versetzt wird. Auch wenn es um zugangsbeschränkte Bereiche, um Barrierefreiheit, Brandschutz oder Fluchtwegsicherheit geht, unterstützt myGEZE Control.

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Dank myGEZE Control sind auch komplexe Systeme programmier- und steuerbar. Und das kosteneffizient und energiesparend.

Jürgen Keller, Product Manager Integrated Solutions bei GEZE

Inwiefern ist BACnet ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt?

Jürgen Keller: In unserem Gewerk Tür- Fenster und Sicherheitstechnik kennen wir keinen weiteren Hersteller, der am stärksten standardisiert und direkt aus dem System heraus auf BACnet setzt. Es gibt sehr wohl anbieterspezifische Protokolle und Schnittstellen auf dem Markt. Solche Lösungen sind dann nur entsprechend aufwändig in das übergeordnete Gebäudeleitsystem zu integrieren – oder sie müssen parallel betreut werden. Im Gegensatz dazu liefern wir als Systemhaus die gesamte Integrationslösung projektiert, was bisher ein Alleinstellungsmerkmal ist.

 

Gibt es auch Lösungen zur Steuerung von Gebäuden wenn noch kein Gebäudemanagementsystem im Einsatz ist?

Jürgen Keller: Mit myGEZE Visu bieten wir eine eigene Gebäudemanagement-Software als Erweiterung zu dem Controllersystem myGEZE Control an. Damit bieten wir Gebäudebetreibern und Facility Managern die komfortable Möglichkeit, individuelle Szenarien zu steuern, Tür- und Fenstersysteme einfach zu überwachen und benutzerfreundlich zu bedienen. Damit können wir auch bei Bauvorhaben, bei denen ein Betrieb mit Gebäudeleittechnik nicht möglich oder nicht vorgesehen war, eine maßgeschneiderte Visualisierungsmöglichkeit anbieten. Aber auch ein Parallelbetrieb zu einer Integration ist möglich.

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In unserem Gewerk Tür- Fenster und Sicherheitstechnik sind wir der Hersteller, der am stärksten standardisiert und direkt aus dem System heraus auf BACnet setzt.

Jürgen Keller, Product Manager Integrated Solutions

Die wichtigsten Fakten zu myGEZE Control

  • Szenarien, in denen es um zugangsbeschränkte Bereiche, um Barrierefreiheit, Brandschutz oder Fluchtwegsicherheit geht, sind einfach umsetzbar.
  • myGEZE Control baut auf Komponenten des renommierten Automatisierungsspezialisten Beckhoff Automation auf.
  • Die Lösung kann in herstellerneutrale Gebäudeleittechnik-, Gefahrenmanagement- und CAFM-Systeme integriert werden.
  • Dank einer standardisierten BACnet-Projektierung ist eine Systemintegration völlig unabhängig von Dienstleistern und vom eingesetzten Gebäudemanagement-Produkt möglich.
  • Mit myGEZE Control können Gebäude auch komfortabel über mobile Endgeräte zentral fernüberwacht als auch gesteuert werden. myGEZE Control ist skalierbar und kann mit den Anforderungen eines Gebäudes mitwachsen bzw. in seinen Funktionen individuell angepasst werden.
  • GEZE unterstützt sowohl beim Aufsetzen von myGEZE Control als auch im laufenden Betrieb